Die Veranstaltungsreihe Zukunft der qualifizierte Entrauchung war im März an sechs verschiedenen Veranstaltungsorten im Bundesgebiet Treffpunkt für viele Fachingenieure der technischen Gebäudeausrüstung, Facility Manager und Brandschutzsachverständige, die die Experten der Industrie treffen und deren Wissensvorsprung wollten, um sich über den Stand der Technik qualifizierter Entrauchungsanlagen sowie über Auswirkungen durch zukünftige Veränderungen im deutschen Baurecht zu informieren. Schüco International KG, Bielefeld und STG-BEIKIRCH GmbH & Co. KG, Lemgo, als Veranstalter hatten dazu Persönlichkeiten aus Forschung und Lehre gewinnen können, mit denen sie interessierten Planern und Baufachleuten normgerechte Systemlösungen sowie mögliche Auswirkungen und Folgeschäden bei falscher Planung und Ausführung des Rauchabzugs in Gebäuden vorstellten und auch ausführlich darüber diskutierten. Beide Unternehmen sehen sich traditionell als Partner von Architekten und Verarbeitern und legen deshalb viel Wert auf individuelle Beratung und guten Service. Die Hersteller blicken inzwischen schon auf sieben Jahre gemeinsame erfolgreiche Vermarktung von Natürlichen Rauch- und Wärmeabzugs-Geräten (NRWGs) zurück.
Wissensvorsprung durch Expertendialog
Der Titel der Veranstaltung war Programm. Dazu beleuchteten Branchen- und Firmenexperten die wichtigsten Aspekte der Planung und Umsetzung eines effektiven und effizienten Rauchabzugs. Der intensive Gedankenaustausch zwischen den RWA-Experten aus Forschung und Lehre und den Herstellern moderner Bauelemente und Antriebstechnik standen im Fokus.
Die Auftaktveranstaltung in Berlin bescherte dem Kompetenzteam bereits ein volles Haus. Ein Indiz dafür, dass der Schutz von Menschenleben, Umwelt und Sachwerten heute einen immer höheren Stellenwert genießt. Die Sicherheits-technik hat sich mittlerweile zu einem zentralen Aspekt bei der Planung, Ausführung und Nutzung im Neubau und bei vielen Modernisierungen entwickelt. Schließlich erfordern die weiter steigenden Anforderungen an Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA) bereits in der frühen Planungsphase eine hohe Fachkompetenz.
Rauch- und Wärmeabzug – Warum und wie?
Feuer und Rauch verhalten sich seit Menschengedenken gleich. Es verändert sich nur die Sichtweise darauf. Den Fokus seines Vortrages zum Thema „Feuer und Rauch“ legte der Prof. Dr. Roland Goertz, Ltd. Branddirektor a. D. von der Bergischen Universität Wuppertal, Abteilung Sicherheitstechnik, Fachgebiet abwehrender Brandschutz, auf die Ursachen für die Verbrennung, die Stoff- und Energieströme, die Entstehung aromatischer Verbindungen und Ruß sowie verschiedene Brandverläufe in Bezug auf Mensch und Rauch, Temperatur und den Löschangriff durch die Feuerwehr. Er startete mit interessanten Fakten zur Brandentstehung und den Faktoren einer Brandkatastrophe. Dazu hatte der Hochschuldozent Schadensbeispiele von spektakulären Bränden mitgebracht und versuchte die Teilnehmer dafür zu sensibilisieren, welche große Rolle der gezielte, schnelle Rauchabzug bei der Brandbekämpfung in Gebäuden spielt.
„Brände in Gebäuden sind meist zunächst Schwelbrände, die mit einer sehr großen Rauchausbreitung einhergehen“, erläuterte Professor Goertz und betonte, dass hierbei nicht das Feuer die größte Gefahr darstellt, sondern dass vielmehr der reizende, giftige Rauch, der die Sicht und den zügigen Löschangriff behindert, das größte Problem ist. Ferner erläuterte der ehemalige Leiter der Branddirektion Karlsruhe, dass das Hauptziel in einer Brandentstehungsphase die Selbst- und Fremdrettung ist und der schnelle Löschangriff der Feuerwehr durch die raucharme Luft unterstützt wird. Die qualifizierte Entrauchung vereinfacht den Zugang der Rettungskräfte. Personen können schneller aufgefunden werden und die Brandbekämpfung direkt erfolgen. Eine schnelle Entrauchung verhindert die Ausbreitung und Abführung von Rauchgasen. Außerdem reduziert sich durch die geringere Temperatur, die durch zuverlässigen Rauchabzug im Raum entsteht, der gefürchtete Flash-Over-Effekt. Ein weiterer, nicht unerheblicher Aspekt der qualifizierten Entrauchung ist die Minimierung von Sachschäden. Seinen Vortrag beendete Professor Goertz mit der Video-Demonstration eines Zimmerbrands in Echtzeit.
Sicherheit und Klarheit verschaffen über neue bauaufsichtliche Regelungen
Der FVLR-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Thomas Hegger ging in seinen Ausführungen auf die Anforderungen an Natürliche und Maschinelle Entrauchung in den zukünftigen neuen bauaufsichtlichen Regelungen (MindBauRichtl.) ein. In diesem Zusammenhang erläuterte der versierte RWA-Fachmann, dass die Entrauchungsmaßnahme in Abhängigkeit der Raumgröße betrachtet werden muss, dass die Rauchverdünnung eine Temperaturreduzierung, aber keine signifikante Verbesserung der Sicht und Luftgüte bewirkt. Ferner ordnete er die Begriffsdefinitionen und Systeme rund um RWA und definierte bau- und privatrechtliche Schutzziele. Er betonte dabei, dass die Regeln des Baurechts nur den Personen-, Nachbarschafts- und Umweltschutz berücksichtigen. In seinem lebhaften Vortrag über die Wirkung der Zusammensetzung Feuer und Rauch auf Menschen demonstrierte Thomas Hegger anschließend verschiedene Entrauchungs-Szenarien, stellte das Prinzip der Rauchableitung und der Funktionssicherheit sowie Vorteile von qualifizierten Rauchabzugsanlagen vor.
Weil Brände in Industriehallen immense Schäden anrichten können und dabei nicht selten hohe Kosten verursachen, wagte der FVLR-Geschäftsführer einen vergleichenden Exkurs zu drei beispielhaften Brandverläufen ohne qualifizierte RWA, mit qualifizierter RWA und mit qualifizierter RWA plus Sprinkler-Anlage in einer Industriehalle. Er folgerte daraus, dass qualifizierter RWA die Investitionskosten nur unwesentlich erhöht, das Brandereignis eingrenzt und eine schnelle thermische Entlastung sowie einen gezielten Löschangriff ermöglicht. Der RWA-Fachmann bewies mit seinen Thesen, dass auch Brandfolgeschäden (Personen-, Sach- und Umweltschäden) sich durch gezielten Rauchabzug ebenso reduzieren lassen, wie Reparaturkosten und –zeiten sowie die Gefahr von Lieferausfällen und Kundenverlusten bis hin zum Risiko einer Insolvenz. Schließlich klärte er darüber auf, dass in Verbindung mit Dachoberlichtern qualifizierte Rauchabzugsanlagen sogar noch einen Mehrwert, nämlich die Tageslichtnutzung und Lüftung, bieten.
Anforderungen und Prüfungen an qualifizierte NRWGs
Dass NRWGs immer komplett betrachtet werden müssen und hinter der Produktentwicklung eine ausgeklügelte Technik und intelligente Komponenten stecken, die sogar Mehrfachnutzen versprechen, veranschaulichten den Teilnehmern die beiden Sicherheitsexperten von Schüco International, Leiter der Abteilung Sicherheitstechnik, Dipl.-Ing. Matthias Brandes und Dipl.-Ing. André Porombka, Produktmanager Sicherheitssysteme. Die letzten sieben Jahre haben Schüco International und STG-BEIKIRCH entwicklungstechnisch dazu genutzt, dem Planer eine große Bandbreite zu offerieren, die Fassade mit NRWGs ästhetisch ansprechend zu gestalten und dabei die Geräte optimal zu integrieren. Hinzu kommt, das moderne NRWGs für die Fassade und im Dachbereich ein breites Spektrum an Öffnungsarten und Systemen bieten. Grundsätzlich gilt aber, dass NRWGs nicht nur komplett geplant, sondern Antrieb und Fenstersystem immer komplett geprüft und zum Einsatz kommen müssen. An dem Beispiel einer Zugbrückenlösung wurde demonstriert, wie durch entsprechenden Einsatz neuer Technologien bereits in der Planung wesentliche Kosten eingespart werden können.
Handlungsempfehlungen für die Baupraxis
Die Teilnehmer nahmen als Quintessenz dieser Vortragsreihe die Botschaft mit, dass nur qualifizierte RWA (DIN EN 12101-2) in Verbindung mit regelmäßiger Wartung wirksam und dauerhaft funktionssicher sind. Die Veranstalter boten dazu nicht nur sicherheitstechnische Lösungsansätze für zukunftsträchtige Bauaufgaben, sondern auch wertvolle Expertentipps für die Baupraxis.
Neben den Vorträgen wurden aktuelle Produkt-Highlights für die unterschiedlichen Bauaufgaben von Zukunftsprojekten vorgestellt, die im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Qualität, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit einen hohen Standard gewährleisten. Die vorgestellten Techniken, Produkte und Systeme erfüllen den aktuellen Stand der Technik, sind bauaufsichtlich zugelassen und zertifiziert. Das lebhafte Interesse an der Veranstaltungsreihe bestätigt den Veranstaltern den immer noch vorherrschenden großen Informationsbedarf an verlässlichen und schnellen Lösungen für die qualifizierte Entrauchung.
Schlagworte: Rauch- und Wärmeabzugsanlagen, RWA, Schüco