Rauchfreihaltung von Flucht- und Rettungswegen – Mit Differenzdruck!

Rauchfreihaltung von Flucht- und Rettungswegen – Mit Differenzdruck!
 
 
 
 Im Deutschen wird die Technik bisher durch unterschiedliche Begriffe, wie (Sicherheits-)�berdruckl�ftungsanlage, �berdruck­l�ftung, S�la, Rauch(schutz)druck­anlage (RDA), Druckbel�ftung, Drucksp�ll�ftung, Druckdifferenz­system oder Rauchverdr�ngungs­anlage (RVA) umschrieben, wobei die Begriffe h�ufig nur Teilaspekte des Sachverhalts treffen. Bekannt sind Sp�lanlagen in Treppenr�u­men, deren Schutzziel nicht die Verhinderung des Raucheintritts, sondern die Verd�nnung eintreten­den Rauchs ist.Technisches Verfahren
RDA bzw. DDS beschreibt ein technischesVerfahren, das mittels Druckdifferenzen und daraus resultierenden gerichteten L�ftstr�mnngen zwischen benachbarten R�umen verhindert, dass im Brandfall Rauch- und Brandgase in Rettungswege eindringen k�nnen. Planungsinhalt ist sowohl das Szenario mit kontrolliertem Oberdruck bei geschlossenen T�ren als auch der gerichtete Geschwindigkeitsaufbau in offenen T�rquerschnitten durch geregelte DDS. RDA bzw. DDS dienen nicht wie eine Rauch- und W�rmeabzugsanlage (RWA) – zur Abf�hrung von Rauch und Brandgasen, sondern verhindern das Eindringen von Rauch- und Brandgasen in den gesicherten Bereich. Die Anlage muss objektspezifisch geplant und anschlie�end gefertigtwerden. Das Konzept ist zeitig abzustimmen mit dem Architekten, dem Ersteller des Brandschutzkonzepts, dem Statiker sowie dem abnehmenden Sachver­st�ndigen. Die fertige Planung ist als Bestandteil des L�ftungsgesuchs zur Genehmigung bei der Beh�rde einzureichen. Die Inbetriebnahme wird meist werkseitig ausgef�hrt und die Gesamtanlage wird durch einen anerkannten Sachverst�ndigen abgenommen.Funktionsprobleme
Mangelnde Kenntnisse �ber Trep­penraum-Durchstr�mdruckverluste bedeuteten in der Vergangenheit Planungsunsicherheit. Erst mit dem Forschungsbericht �B“ der TU M�n­chen vom Dezember 2002 /1/ waren Ans�tze f�r die Bemessung der Widerst�nde von Standardtreppenr�umen gegeben. Teilweise kontroverse Diskussionen gab es um die RDA unter R�cksicht auf die Auftriebseinfl�sse in Treppenr�umen im Winterbetrieb. Der Nachweis der Funktionsf�higkeit von RDA bzw. DDS unter ver�nderten meteorologischen Bedingungen unterliegt bis heute gutachterlichen Auffassungen. Sachverst�ndige werden, so Strulik und Eichelberger, bei der Abnahme aber immer wieder mit nicht funktionsf�higen Anlagen konfrontiert. Eichelberger wirbt miteinem Treppenraummodell (Abb. 1) mit einer integrierten funktionsf�higen Rauchschutzdruckanlage.Verdeutlichtwerden hier z. B.

Definition
– natinal (ohne Richtlini) Die Rauchschutzdruckanlage (RDA) dient im Brandfall der Rauchfreihaltung von Flucht-und Rettungswegen in vertikaler und horizontaler Richtung in Geb�uden. Dazu z�hlen Treppenr�ume in Hochh�usern, notwendige innenliegende Flure, Vorr�ume und Schleusen, Feuerwehraufz�ge mit Vorr�umen, Flucht­tunnel usw.
– europ�isch (DIN EN 12101-6) In der neuen europ�ischen Norm DIN EN 12101-6 �Rauch- und W�rmefreihaltung -Teil 6: Festlegungen f�r Differenzdrucksysteme, Baus�tze“ (Ausgabe: September 2005) ist die Bezeichnung Differenzdrucksysteme (DDS; Pressure Differential Systems) gew�hlt worden. Dieser Begriff verdeutlicht das Zusammenspiel von Zu- und Abluftanlagen als Rauchschutzdifferenzdruckanlage gegen�ber der bisherigen nationalen Auffassung, nach der unter RDA meist nur Zuluftanlagen verstanden werden.

Richtlinien und Vorschriften
Die Deutsche Bauordnung geht davon aus, dass �per Definition“ in einem Sicherheits-Treppenhaus kein Brand stattfindet. Trotzdem fordern einige Bundesl�nder eine Treppenraumentrauchung mittels RWA bereits f�r Geb�ude bis f�nf Vollgeschossen. Die Berliner Feuerwehr besteht ohne rechtliche Grundlage, aber, wie j�ngste Br�nde dokumentieren, sinnvoller Weise darauf, dass auch ein Sicherheitstreppenhaus ein potenzieller Brandraum ist. Die nationale RDA-Produktnorm DIN 18232 Teil 7 �Rauchschutz-Druckanlagen“ ist aus Gr�nden des Stillhalteabkommens mit der EU �ber eine Tischvorlage nie hinausgekommen. Mit Erscheinen der DIN EN 12101-6 im September wurde diese L�cke geschlossen. 1998 hat Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland RDA in der Auslegungsverordnung zur Landesbauordnung (LBO) beschrieben und zugelassen, andere Bundesl�nder haben seitdem nachgezogen.

Komponenten und Funktionen
Im Fall einer DDS-Ausl�sung laufen typischerweise (hier beispielhaft in Abb. 2 anhand einer Anlage von STG-Beikirch vorgestellt) folgende Funktionen gleichzeitig ab:
� Ein Zuluftventilator (9. + 10.) l�uft mit voller Drehzahl an und durchsp�lt von unten mit Au�enluft das 
  Treppenhaus.
� Ein Stellmotor im Dachbereich �ffneteine Druckentlastungsklappe, z. B. ein Fenster (mindestens 1m2)
  oder eine Entrauchungsklappe (1 .).
� Eine Alarmsirene (7.) ert�nt und die Blitzleuchte (8.) blinkt auf, T�rschlie�er (6.) werden stromlos
  geschaltet und die T�ren zum Treppenhauswerden dadurch geschlossen Der L�ftungstaster wird 
  deaktiviert.
� Nach einer Sp�lphase (ca. 2 min) wird durch die druckabh�ngige Drehzahlregelung des Ventilators (2.) 
  ein konstanter, definierter atmosph�rischen Uberdruckvon max. 50 Pa gegen�ber angrenzenden
  Nutzungseinheiten aufgebaut und gehalten.
Wird nun im Geschoss des Brandereignisses eine T�r zwischen Trep­penraum und Schleuse bzw. Treppenraum und Flur ge�ffnet, muss diese T�r mit einer ausreichenden Geschwindigkeit (0,75 bis 2 m/s) in Richtung Brandraum durchstr�mt werden. Die Druckdifferenz, die auf T�ren der Nutzungseinheitwirksam wird, darf bei einer 2 m2-T�r 50 Pa nicht �berschreiten, weil sonst der Eindruck von versperrten T�ren entstehen k�nnte. Weitere Vorgaben in Abh�ngigkeit zu den Geb�udeklassen sind in der prEN 12101-6 zu finden. Der Druckabbau bei sich �ffnenden T�ren erfolgt in einem Zeitraum von etwa 1 s. In dieser Zeit muss die Rauchdruckanlage reagieren und f�r eine kontrollierte T�rdurchstr�mung mit ausreichender Geschwindigkeit sorgen. Die Ansteuerung erfolgt �ber Rauchmelder und mindestens einen Handtaster im Erdgeschoss. Eine Druckregelung ist z. B. �ber Stellantriebe, biometrische Klappen oder eine Drehzahlregelung des Zuluftventilators m�glich. Eine redundante Ausf�hrung der �berdruckventilatoren sowie eine intelligente Luftf�hrung im Treppenraum (z. B. unter Einbeziehung der Sicherheitsschleusen) sorgen f�r die erforderliche Sicherheit. Die Rauchfreiheit der Aufz�ge ist z. B. durch eine Kombination von Entrauchung und Druckbel�ftung im Aufzugsschacht gew�hrleistet. Um Kurzschl�sse durch L�schwasser zu verhindern, wird zuerst die Netzspannung abgeschaltet. Die Netz-Ersatzspannung, z. B. aus Notstromakkus, sorgt daf�r, dass die RDA bzw. DDS funktionsf�hig bleiben

L�ftvolumenstr�me
Die Bemessung des Zuluftvolumenstromes der Zuluftanlage f�r RDA bzw. DDS muss unter R�cksicht auf die Treppenraumdruckverluste er­folgen. Der Nachweis dieses Au�enluftvolumenstroms kann Abnahmevoraussetzung sein. F�r den Druckregelbetrieb sollte der gerichtete Geschwindigkeitsaufbau in offenen T�rquerschnitten Bestandeteil der Abnahme sein. Bei der Bemessung des effektiv erforderlichen Zuluftvolumenstroms sind Undichtigkeiten zu beachten wie Uberstrom�ffnungen, T�ren, Aufz�ge usw., die zu h�heren Volumenstr�men f�hren k�nnen. Die EN 12101-6 gibt entsprechende Zuluftvolumenstr�me vor.
 
 
Abb.2 : Komponenten und Funktionen einer Rauchschutzdruckanlage

Steuerteil
Das DDS-Steuerteil bietet Kontakte und Anschl�sse f�r Komponenten zur Rauchdetektion und Handausl�sung, f�r L�ftungstaster, Stellantriebe, Freilauft�rschlie�er usw. St�rungen werden optisch-akustisch angezeigt oder an eine Geb�udeleittechnik weitergeleitet.

Zuluftmodul
Der im Keller- oder Erdgeschoss eingebaute Zuluftventilator saugt Au�enluft �ber einen feuerbest�ndigen L�ftungskanal (L90) an und bl�st diese in den Flucht- und Rettungsweg. Insbesondere f�r die Sanierung bestehender Treppenr�ume eignen sich kompakte Ger�te. Der Einbau desVentilatormoduls erfolgt h�ufig �ber dem Geb�ude­eingang. Anstelle des Fensters im Oberlicht wird dann �ber ein Wetterschutzgitter die Luft ange­saugt und in den Treppenraum ge­blasen.

Fensterl�ftungssystem
In der Anfangszeit der RDA wurde oftmals vergessen, dass der Brand­raum notwendigerweise durchstr�mt werden muss. Eine definierte Abstr�mung aus dem Brandraum sichert die Durchstr�mung der offenen T�rquerschnitte, wodurch diese �dicht“ gegen�ber Rauch�bertritt werden. Um bei RDA bzw. DDS dem schleichenden Druckausgleich durch T�rspalte und �ffnungen entgegenzuwirken, sind in der Nutzungseinheit Abstr�m�ffnungen zu schaffen. Eine L�sung dieses Problems bietet z. B. das Fensterl�ftungssystem von Belimo als Erg�nzung zur RDA, evtl. kombiniert mit einer kontrollierten Fensterl�ftung. Der Rauchmelder gibt dann im Brandfall ein Signal an die Brandmeldezentrale  / Geb�udeleittechnik, die das Fensterl�ftungssystem ansteuert. Das Fenster wird entriegelt, ge�ffnet und bleibt offen. Die Zwangssteuerung �bersteuert beim Einsatz mit kombinierter kontrollierter Fensterl�ftung andere Eingriffsm�glichkeiten.

Infos im Internet
Eine Menge Infos zu RDA bzw. DDS finden sich auf den Websites der Hersteller, genannt seien hier nur www.suela.de (Pafamax Brand­schutztechnik) und www.stg-beikirch.de (STG-Beikirch), u. a. Anwendungsbeispiele, Hinweise zu Gesetzen und Vorschriften und Bilder von einem Realbrandversuch. Unter www.rda-system.com (Schmittinger Brandschutztechnik) findet sich u. a. ein Anwenderleitfaden (unter Produkte -> Download). Von der Website des RDA-Arbeitskreises (www.rda-arbeitskreis.de) kann ein Leitfaden zur Auslegung von RDA herunterqeladen werden.

Anbieter
Im Folgenden einige Anbieter von Komponenten und kompletten Systemen:
Aum�ller – www.ferralux.de
DLK- www.dlk.com
Eichelberger – www.alfred-eichelberger.de
Ermer – www.mistral-gmbh.com
Hautau – www.hautau.de
Hekatron – www.hekatron.de
Helios Ventilatoren – www.heliosventilatoren.de
Imtech Deutschland, Hamburg – www. imtech.de
Marks Brandschutztechnik – www.marks-brandschutz.com
STG-Beikirch – www.stg-beikirch.de
Pafamax (SULA) – www.suela.de
Strulik – www.strulik.com
TKT
Facility Engineering, Bergisch­Gladbach – www. mw-zander.com. (RG)
 
/1/ Band �B – Uberdruckbel�ftungsan­lagen f�r Sicherheitstreppenh�user in Hochh�usern“ in �Entrauchung – Grund­lagen“ ist bestellbar �ber: www.irbbuch.de.

copy CCI Print Nr 11/2005

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