Für innen liegende Treppenräume von Hochhäusern werden Druckbelüftungsanlagen (RDA) gefordert, damit diese im Brandfall sicher benutzt werden können. Bei Hochhäusern geringerer Höhe ist eine Druckbelüftung mit einfachen Anlagen möglich. Bei Gebäuden ab 60 m muss die Druckbelüftung auf die Umweltbedingungen reagieren können. Das Beispiel Sky Office zeigt, wie’s geht.
Bei höheren Hochhäusern führen die Druckverteilungen innerhalb der Stockwerke, die aerostatische Druckdifferenz, die barometrische Druckänderung sowie der Wind-druck zwischen windzugewandter und windabgewandter Gebäudeseite zu äußerst komplexen Druckfeldern. Diese hängen von der Thermik, der Gebäudeform, der Durchlässigkeit der Fassade und Türen, der Kombination offener und geschlossener Türen sowie den Windverhältnissen ab. Es ergeben sich Druckverteilungen, die nur noch wenig mit denen in den Regelwerken zu tun haben. Sie las-sen sich nur noch mit einer aktiven Druckregelung beherrschen, die die Druckverteilung berücksichtigt. Im fast 90 m hohen Sky Office in Düsseldorf wurden deshalb im 3., 9.,13. und 18. Obergeschoss Ringdruckleitungen zu Druckmessstellen in der Fassade verlegt, mit denen permanent der Differenzdruck zur Außenluft gemessen wird. Aus den Messwerten dieser Druckmessebenen erzeugt die Regelung der Druckbelüftungsanlage (RDA) eine Kurve, die zur Steuerung der RDA dient. Damit ist eine Vorsteuerung nach Brandgeschosslage und Außentemperatur sowie eine Druckregelung nach Differenzdruck möglich. Dadurch, dass das System aktiv auf die klimatischen Außenverhältnisse reagieren kann, konnte auf eine geschlossene Fassade oder eine zentrale Schließung der Fassade verzichtet werden. Die Nutzer können die Fenster nach Belieben öffnen.
Ausgelöst werden die Anlagen in den beiden Treppenhäusern (Nord/ Süd) im Sky Office immer gleichzeitig. Mit unter 5 s Reaktionszeit handelt es sich um eines der schnellsten aktiv geregelten Systeme mit Frequenzumrichtern für die Zuluftregelung auf dem Markt. Im Brandfall strömt der Rauch durch einen vertikalen Schacht ab, unterstützt durch einen Abluftventilator. Als Nachströmöffnung für den Schacht dient die natürliche Entrauchungseinrichtung im Foyer. Das eingesetzte dezentrale Safety-LON-System entspricht den Anforderungen von SIL 1. Eine wöchentliche automatische Klappenfunktionskontrolle sorgt für weitere Sicherheit. (RG)
Sky Office, Kennedydamm, Düsseldorf
- Projektentwickler und Investor: Orco Immobilien GmbH, Berlin
- Architekt: Ingenhoven Architekten Düsseldorf
- Nutzung: Bürogebäude, im Erdgeschoss Gastronomie und ein Auditorium
- Nutzfläche: 30.000 m2
- Höhe: 89 m (23 oberirdische Geschosse und viergeschossige Tiefgarage)
- Baubeginn: 2007
- Fertigstellung: 3. Quartal 2009
- Brandschutzplaner: Brandschutz Planung Klingsch GmbH (BPK), Düsseldorf
- RDA-System: STG-Beikirch Industrieelektronik + Sicherheitstechnik GmbH, Lemgo-Lieme
- Simulationen: I.F.I. Institut für Industrieaerodynamik GmbH, FH Aachen
- Abnahme des RDA-Systems am 29.Juli 2009 durch den TÜV Rheinland
Text: cci Ausgabe 10/2009
Bild: STG-BEIKIRCH